Du fühlst dich schlecht, aber deine Werte sind "völlig normal".
Wer kennt's?
Der Arzt kümmert sich hauptsächlich darum, eine Erkrankung zu diagnostizieren und die Symptome zu beseitigen. Mit der Behandlung der ansteigenden Zivilisationserkrankungen und chronischen Entzündungen kennt sich die Schulmedizin leider noch relativ schlecht aus.
Fühlst du dich andauernd erschöpft, kränklich, antriebslos, schläfst schlecht, hast Muskelschmerzen, frierst ständig, hast fahle Haut, wirst dein Übergewicht nicht los, kannst dir nichts mehr merken, hast Verdauungsbeschwerden oder Allergien, dann kann man solche Abweichungen auch messen. Und das sogar bevor du eine chronische Krankheit entwickelst. Nur dann sind es eben andere Werte, als die im großen Blutbild, die wichtig sind.
Mal abgesehen davon, dass die Richtwerte vor allem für Mineralstoffe und Vitamine häufig sehr veraltet und viel zu gering sind, werden sie in einer einfachen Kontrolle über das "große Blutbild" ja gar nicht gemessen. Das höchste der Gefühle sind der Blutzucker und die Blutfette, dabei sind es vor allem Mikronährstoffe, die bei den meisten Menschen mit chronischen Beschwerden im Ungleichgewicht sind und damit das Wohlbefinden beeinflussen. Aber auch eine chronisch-niedriggrade-Entzündung sieht man in dieser Standartmessung beim Hausarzt nicht, obwohl hier das Immunsystem ständig latent, niedrig aktiv ist und andauernd Ressourcen verbraucht. Man sollte sich also IMMER die Systeme anschauen, die Energiestoffwechsel, Nährstoffversorgung und Entzündungsreaktionen regeln.
Das lasse ich meine Kunde auch immer zu Beginn unserer Zusammenarbeit machen. Entweder beim Hausarzt oder einem freien Labor.
Alleine präventiv ist es sinnvoll, immer mal wieder "unter die Haube" zu schauen und den Körper dann gezielt zu unterstützen. Leider ist wie schon gesagt, vieles davon keine Kassenleistung, sodass wir die Verantwortung über unsere Gesundheit in die eigenen Hände nehmen müssen.
Vorsorgeuntersuchung
Die Krankenkassen (KK) decken ab einem gewissen Alter und in Abständen von 1 - 5 Jahren Vorsorgeuntersuchungen ab, die der Haus- oder Facharzt durchführen kann. Die AOK Plus zahlt zB den "Gesundheits Check Up" für 18 bis 34 Jährige jedes Jahr einmalig, danach dann nur noch alle 3 Jahre.
Bei diesem Check Up werden mit Hilfe von Blut- und Urinwerten Organfunktionen gemessen, wodurch Erkrankungen frühzeitig erkannt werden sollen. Einige dieser Werte steigen allerdings erst an, wenn es schon massive Probleme gibt. Andere Werte, wie der Nährstoffstatus, die Schwermetallbelastung, oxidativer Stress - kurzum Trigger für chronische Entzündungen und Erschöpfung finden in diesen Messungen leider gar keine Berücksichtigung. Und gerade ab steigendem Alter sollten Check Ups häufiger und nicht weniger gemacht werden, um Abweichungen frühzeitig erkennen zu können ... Insbesondere weil so eine Untersuchung ja auch immer nur eine Momentaufnahme ist und von so vielen Faktoren beeinflusst werden kann: Stress, Ernährung, Hormonlage (alleine bei Frauen ja monatlich immer schwankend) uvm. spielen da eine Rolle.
Leider gibt es immer noch Aussagen, dass es gar nicht nötig wäre, solche Werte vorbeugend zu ermitteln, wenn man gar nicht krank ist. Und ja so wie die Check Ups gemacht werden, sind sie wirklich unrelevant, denn die eigentlich wichtigen Werte werden nicht angeschaut, geschweige denn von den Krankenkassen bezahlt.
Aber muss man erst krank werden, um etwas für die eigene Gesundheit zu tun?
Viel effektiver wäre es doch, wenn wir bereits präventiv aktiv werden, um unsere Gesundheit zu erhalten. Dafür ist es auch sinnvoll mal unter die Haube zu schauen und dann ganz gezielt Mangelzustände wieder auszugleichen bzw. Immuntrigger zu reduzieren.
Ähnlich wie bei der jährlichen Inspektion des Autos in der Werkstatt - alles wird mal in die Lupe genommen, damit wir auch wirklich gut und sicher von A nach B kommen. Dafür muss doch auch nicht erst die Radachse gebrochen sein.
Ein umfangreicher "Check Up" hat für unsere Gesundheit definitiv eine Relevanz, um frühzeitig Abweichungen erkennen und die Entstehung von Erkrankungen verhindern zu können. Und sowas kannst du auch außerhalb der von den KK gezahlten Vorsorgeleistungen veranlassen.
Da die KK viele der interessanten Werte nicht zahlt, heißt es also Gesundheit in die eigenen Hände nehmen und selbst aktiv werden.
Am besten 1-2 mal jährlich wichtige Werte messen lassen - je nachdem wo deine Baustellen und Risikofaktoren liegen.
"Normwerte"
Ein normales großes Blutbild umfasst:
- großes Blutbild mit Differentialblutbild
- Blutsenkungsgeschwindigkeit
- Akute Entzündungswerte
- Leber- und Nierenwerte
- Elektrolyte
- Blutzucker
- Blutfette
- Harnsäure
- Schilddrüse (meist nur der TSH)
Die Werte die hier berücksichtigt werden, sind vor allem in Leber und Niere erst erhöht, wenn es schon enorme Schäden gibt. Man sieht also trotz Abweichungen lange Zeit gar nichts, es ist alles "in der Norm" und dein Arzt schickt dich wieder nach Hause.
Normwerte sind statistische Mittelwerte, welche sich bei 95% der gesamten Bevölkerung finden. Wenn nun die Werte aus einer überwiegend kranken Gesellschaft generiert werden, wo es "normal" ist erschöpft, kränklich und gestresst durch den Tag zu gehen, wie aussagekräftig sind diese dann für Gesundheit?
Die Referenzwerte für die 20 häufigsten Parameter werden aus dem Durchschnitt von 120 gesunden Menschen ermittelt. Für andere, weniger häufig getestete Parameter werden lediglich die Daten von 40 gesunden Menschen herangezogen.
Als gesund gelten dabei Personen, die keine Diagnose oder Krankheitssymptome haben. Ein ungesunder Lebensstil, Bewegungs- und Nährstoffmangel, schlechter Schlaf, chronischer Stress etc. werden dabei allerdings nicht berücksichtigt.
Wie aussagekräftig sind diese Werte dann für Gesundheit?
Und wie sähen Werte von Menschen aus, die wirklich gesund leben?
Zum Beispiel von Naturvölkern, die wirklich noch artgerecht leben:
- Viel Zeit in der Natur, an der frischen Luft und in der Sonne
- Bewegung
- Nährstoffreiche Lebensmittel
- Ausgleich zwischen Stress und Erholung
- Gute Beziehungen
- Tanzen, Lachen, singen
Mit Sicherheit wären dann sehr viel mehr unserer Blutuntersuchungen auffällig, bzw. außerhalb der „Norm“.
Neben diesen, wie ich finde gravierenden Einflüssen, ist es auch ausschlaggebend was gemessen wird.
Welche Form messen?
Unterschied zwischen gebunden / gespeichert oder aktive / freie Form. Das ist u.a. relevant bei den Schilddrüsenhormonen, bei denen ich sowohl das inaktive T4 als auch das aktive T3 wissen will. Ist letzteres zu niedrig, lässt sich u.a. auf einen Nährstoffmangel von Selen schließen, das in der Konversion von T4 zu T3 notwendig ist.
Wo messen?
- Serum
- Vollblut
- Heparinblut
- Speichel
- Urin
- Stuhl
Nährstoffe wie Kalium, Zink, Magnesium, Selen oder Kupfer werden zu einem großen Teil intrazellulär gespeichert, weshalb hier nur eine Vollblutminaralanalyse eine reale Einschätzung geben kann. Sind die Blutserumwerte von zB Magnesium niedrig-normal kann man davon ausgehen, dass der intrazelluläre Gehalt schon im Mangel ist.
Auch Urin- oder Speichelproben sollten hinzugezogen werden, denn der Jodgehalt zB ist besonders aussagekräftig im Urin und Stresshormone wie Cortisol lassen sich sehr gut über ein Speicheltagesprofil messen.
Was leider so gut wie nie gemessen wird, sind Schwermetallbelastungen, die einen erheblichen
Einfluss auf Immun-, Hormon- und Nervensystem, sowie den Mineralstoffhaushalt nehmen und damit stark an chronischen Beschwerden beteiligt sind. Eine Bestimmung toxischer Metalle
wie Arsen, Blei, Nickel, Quecksilber, Aluminum und Cadmium liefert wichtige Zusatzinformationen.
Vielleicht wirst du noch zum Spezialisten überwiesen, von dem dann noch weitere Tests gemacht werden.. Aber auch da lässt die ursachenspezifische Diagnostik immer noch zu wünschen übrig.

Mikrobiomanalysen in einer Stuhlprobe sind leider immer noch eine Seltenheit und das obwohl die Wissenschaft in den letzten Jahren hier eine Vielzahl an Belegen über die Auswirkungen unserer Darmflora auf die Gesundheit bzw. Krankheitsentstehung gebracht hat. Verdauungsbeschwerden, Unverträglichkeiten, Allergien, chronische Entzündungen, Gewichtszunahme, Hauterkrankungen - ja sogar neurodegenerative Erkrankungen wie Depressionen oder Multiple Sklerose, können mittlerweile mit einem Ungleichgewicht der Darmflora in Verbindung gebracht werden. Da liegt es doch eigentlich auf der Hand, sich mal anzuschauen, welche Bakterien anwesend sind und welche vielleicht fehlen. Wenn du mehr zu Thema Darmgesundheit und dessen Auswirkungen auf Immunsystem, Wohlbefinden und Stimmung erfahren möchtest, dann kannst du dir hier die Webinar Aufzeichnung dazu ansehen.
Wie messen?
Standart ist eine Nüchternmessung morgens. Nüchtern sollte dabei wirklich heißen, nur Wasser trinken und sonst nichts. Denn selbst schwarzer Kaffee beeinflusst den Blutzuckerspiegel und auch andere Werte. Und selbst dann ist es ja auch immer nur eine Momentaufnahme - man sollte also nach einer gewissen Zeit, beim gleichen Labor nochmal eine Kontrolle machen, um zu sehen, ob die getroffenen Maßnahmen eine Verbesserung erzielt haben.
Insgesamt kann unsere Diagnostik hier schon recht viel, ist aber noch ausbaufähig, insbesondere in der individuellen Anwendung.
Ich fände es grandios, wenn wir uns wieder mehr Integrativ bewegen würden und Heilmethoden wie der Traditionell Chinesischen Medizin oder auch dem Neurozentrierten Ansatz (Nervensystem als Steuersystem des gesamten Körpers steht im Mittelpunkt) widmen bzw. diese integrieren würden.
In der TCM sind zB die Anlitz-, Puls-, und Zungendiagnostik ein Bestandteil der Anamnese und diese Methoden können viel über den Zustand des Patienten verraten. Es geht dabei aber auch um
echte Aufmerksamkeit gegenüber dem Patienten, was eine viel vertrauensvollere Ausgangssituation schafft. Der Patient mit seinen Problemen, Ängsten und
Sorgen steht im Mittelpunkt und nicht nur die Werte auf dem Papier, die dann therapiert werden müssen.
Was also testen?
Generell gilt: durch eine vorherige Anamnese sollte eingegrenzt werden, welche Werte man anfordert. Auch das Körpergefühl darf und soll hier natürlich als Wegweiser dienen. Denn ich kann zwar vorsorglich eine ganze Reihe an Werten messen, bin dann aber sehr schnell mehrere hundert Euro los, da die Krankenkassen eben sehr wenig davon übernehmen. So kann ich bei Energiemangel und Erschöpfung vor allem Mitochondrienfunktion, Schilddrüse und chronische Entzündungen abklären, den Zustand des Darms aber auch abfragen und damit eine gute Vorstellung bekommen, was da grade los ist.
Ein paar Werte finde ich ziemlich wichtig, sodass ich sie als Check Up wenn möglich immer wissen möchte:
- Schilddrüsenwerte: TSH, T4, T3
- Nährstoffe: Vitamin D (25-OH D3), Omega 3 Index, B12, Gesamteiweiß, Magnesium, Zink, Jod (im Urin), Selen, Ferritin, Transferrin
- Nüchternblutzucker und HBA1C
- Blutfettwerte: HDL, LDL, Triglyceride
- Entzündungslage: LPS, hsCRP
- Oxidativer Stress: Homocystein, MDA LDL, Nitrotyrosin
Hiervon können auch einige über das große Blutbild ermittelt oder über den Gesundheitscheck der Krankenkassen abgerechnet werden. Einiges bleibt dann aber Selbstzahlerleistung.
Gemeinsam mit einigen Körpersignalen lassen sich dann schon viele Annahmen und auch Maßnahmen ableiten und/oder noch zielgerichteter weitere Werte ermitteln. Für mich relevante Wirkmechanismen, die ich abfrage, sind dann z.B.:
- Verdauung & Nahrungsmittelverträglichkeit
- Hunger & Sättigung
- Energielevel
- Schlafqualität
- Schmerzempfinden
- körperliche und mentale Belastbarkeit
- Stressbelastungen (emotional, physisch)
- Stimmung
- Konzentrationsfähigkeit
- Zustand Nägel, Haut, Haare
- Mundgesundheit
- Wundheilung und Krankheitsanfälligkeit
fazit
Es gibt leider wie so häufig kein Patentrezept. Welche Werte gemessen werden sollten, ist abhängig von deinem Beschwerdebild und einer ausführlichen Anamnese. Der Befund dann kann dazu dienen einen Verdacht zu bestätigen oder zu entkräften, aber auch auf Mangelzustände hinweisen. So ist es trotzdem sinnvoll 1 - 2 mal jährlich eine "Inspektion" machen zu lassen und dabei die Werte anzuschauen, die ich als "Check Up" aufgelistet habe. So lassen sich auch frühzeitige Abweichungen erkennen und du kannst rechtzeitig gegensteuern. Insbesondere wenn du eine lange Stressphase durchmachst, Sorgen, Ängste und Belastungen mit dir herumträgst oder krank warst, solltest du mal genauer hinschauen. Oftmals sind es genau diese Situationen, die enorm viele Ressourcen verbrauchen und damit eine Grundlage für chronische Beschwerden legen, wenn sie nicht erkannt werden.
Wichtig ist mir hier noch eines: Als gegensteuernde Maßnahmen sollten dann natürlich immer Lebensstilveränderungen folgen. Medikamente können akut hilfreich sein, sollten aber nie die alleinige vermeintliche Lösung sein. Denn sie beheben NIE die Ursache, wenn alles andere beim Alten bleibt.
Hat dir der Artikel weitergeholfen? Ich hoffe ich konnte etwas Licht in dieses unklare Feld der Diagnostik bringen. Falls du noch Fragen dazu hast, Erfahrungen oder Anmerkungen freue ich mich wie immer auf dein Feedback!
Und solltest du nun Interesse daran haben, mal deine Werte genauer unter die Lupe zu nehmen, weil es auch bei dir immer heißt, "alles in Ordnung", obwohl du dich so gar nicht danach fühlst, dann vereinbare doch gleich deinen Termin zum Erstgespräch.
Ich freue mich von dir zu hören!
Liebe Grüße und bis bald,


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