Immunsystem

Was ist eigentlich das Immunsystem?

 

Komische Frage?! Das weiß doch jeder... 

 

Das Immunsystem ist wichtig, damit wir nicht krank werden und es bekämpft Krankheitserreger. Im Herbst und Winter müssen wir es stärken, weil dann Erkältungszeit ist. 

 

Und wenn es doch mal zur Erkältung kommt und du mit Kopf- und Gliederschmerzen, Schnupfen und Reizhusten am liebsten ein paar Tage im Bett bleiben würdest, dann hilft Grippostad C, damit du auf der Arbeit bloß keinen Tag ausfällst -  das sagt ja die Werbung auch immer. 

 

Äh ok... Steckt da vielleicht noch mehr dahinter?  

 

Evolution

 

Solange es Menschen gibt, gibt es auch schon den Kontakt zu Krankheitserregern (=Pathogene wie Viren, Bakterien und Pilze) und einen Wettkampf um's Überleben. Mikroorganismen haben im Laufe der Vergangenheit Mechanismen entwickelt (und passen sich auch heute noch immer wieder an), gegen die wir uns nur schwer verteidigen können. 

 

Das menschliche Immunsystem musste sich daher ständig an neue Anforderungen anpassen: Klimaveränderungen, Mangel an Nahrung und Wasser, fehlende Hygiene und mikrobielle Belastung, sowie die Notwendigkeit für Bewegung zur Nahrungsbeschaffung, um Unterkünfte zu bauen und den Standort zu wechseln. 

 

Wäre der Körper nicht in der Lage gewesen eine Abwehr gegen die Bedrohung von Pathogenen aufzubauen, wäre die Menschheit ganz schnell ausgestorben. Also musste sich auch unser Immunsystem immer wieder anpassen.

 

Diese Anpassungsfähgkeit des Immunsystems ist unser Überlebensvorteil und hat sich über Millionen von Jahren entwickelt, wodurch die einzelnen Immunkomponenten wie ein Team zusammenspielen, sich gegenseitig unterstützen und jeder dabei eigene Aufgaben erfüllt. 

 

 

Die Anforderungen haben sich geändert

 

Heute hat unser Körper immer noch die evolutionäre Grundeinstellung von früher, während sich unser Umfeld und die auf uns wirkenden Herausforderungen verändert haben: 

  • Nahrung und Wasser dauerhaft verfügbar
  • Reizüberflutung mit schlechten Nachrichten 
  • Umweltverschmutzung 
  • Existenzielle Bedrohung nicht mehr durch Gefahren von außen, sondern vor allem von innen, zB finanzielle Sorgen 
  • Psycho-Emotionaler Stress
  • Mahlzeitenfrequenz - richtigen Hunger kennen wir nicht mehr, es wird zu oft und zu viel gegessen 
  • Qualität der Nahrung 
  • Medikamente 
  • Drogen, Alkohol, Nikotin
  • Bewegungsmangel - Notwendig für Bewegung fehlt 
Auf all diese Anforderungen reagiert unser Immunsystem. Und es reagiert genauso, wie es evolutionär geprägt wurde. Jedesmal.
Könnten die vielen neuen Anforderungen, die täglich mehrfach auf uns wirken eventuell zu Problemen führen? 

Angriff oder nicht

 

Woher weiß dein Immunsystem denn, was Freund ist und bleiben darf oder was Feind ist und bekämpft werden muss? 

 

Denn immerhin leben auf und in uns Millionen von Mikroorganismen, also Fremdkörper, die geduldet werden. Und auch harmloser Staub oder Pollen, die wir einatmen, werden nicht direkt mit harten Geschützen bekämpft, wenn du nicht gerade an einer Allergie leidest. 

 

Jede Körperzelle hat bestimmte Signalmoleküle (Sialinsäuren - bei Menschen Neu5ac), die sie wie Fähnchen als körpereigen kennzeichnen. Dazugehörige Rezeptoren auf den Immunzellen erkennen diese Fähnchen. Beim Ablesen bleiben die Immunzellen dann entspannt und eine Immunreaktion wird gehemmt. Fehlt ein Fähnchen, hängt etwas unbekanntes daran oder entspricht es nicht dem körpereigenen Signalmolekül, schlagen die Immunzellen Alarm.  

 

Jede Immunzelle hat zudem noch andere Rezeptoren auf der Außenseite, aber auch in ihrem Inneren, mit denen sie Gefahrensignale wahrnehmen können. Bei einem Feindkontakt werden dadurch Immunreaktionen in Gang gesetzt. 

 

Abwehr ohne Kampf

 

Das erste Ziel des Immunsystems wird es immer sein, Pathogene gar nicht erst rein zu lassen. Das ist die einfachste, günstigste und sicherste Art für den Körper mit Erregern fertig zu werden. 


Dazu zählt zB die Verhaltensebene, mit einem reaktiven und proaktiven Anteil. So halten uns Emotionen wie Ekel oder Angst von Infektiösen Situationen und Orten fern, sodass wir uns gar nicht erst infizieren können.

 

Die Verteidigungslinien

1. Abwehr - physikalische barrieren

Diese erste Linie der Verteidigung verhindert das Eindringen von Pathogenen und ist die Grenze zwischen außen und innen. Sie besteht aus 3 räumlich getrennten Barrieren, die sich aber auch gegenseitig beeinflussen können.
1. Haut
2. Atemwege 
3. Verdauungstrakt  
Diese Barrieren sind normalerweise geschlossen und lassen nur ganz gezielt Stoffe passieren. Leider gibt es heutzutage so einige Faktoren, die bereits unsere erste Abwehr, also die Barrieren, schädigen: 
  • Getreide 
  • Zucker 
  • Hülsenfrüchte (zB Bohnen, Erbsen, Erdnüsse)
  • Soja 
  • Chronischer (psycho-emotionaler) Stress
  • Pestizide und Umweltgifte 
  • Chemie aus Kosmetik und Reinigungsmitteln
  • Medikamente 
  • Rauchen und Alkohol
  • Ungleichgewicht in der Darmflora
Für solche Fälle patrouillieren direkt hinter den Barrieren viele Immunzellen, die sofort eingreifen können, wenn eine Barriere durch eine Verletzung (z.B. Schnittwunde und offene Hautbarriere) oder einen der genannten Faktoren geöffnet wird. Da nun vermehrt Krankheitserreger ins Körperinnere gelangen können, muss eine schnelle Reaktion erfolgen können. Dabei kommt gleich die zweite Abwehrlinie ins Spiel. 
Und ja mit jedem Öffnen der Barrieren, erfolgt eine kleine oder große Immunreaktion. Sind die Barrieren dauerhaft durchlässig, dann hast du auch dauerhaft ein aktives Immunsystem. Und das führt zu einer Vielzahl an Problemen, von Übergewicht, über chronische Entzündungen, Allergien, Rheuma, Depressionen, Fibromyalgie uvm.

2. abwehr - das angeborene immunsystem

 

Diese Verteidigungslinie ist ziemlich geübt in dem was sie tut, denn sie ist ca 500 Millionen Jahre alt. Sie ist der älteste Teil unseres Immunsystems und ist für viele Lebewesen die einzige Art der Abwehr.
Die Immunzellen dieser Abwehrlinie sind vor allem hinter den 3 Barrieren zu finden - unter der Haut und in den Schleimhäuten. Sie bilden eine schnelle und unspezifische Verteidigung und erkennen durch die Rezeptoren auf ihrer Oberfläche eine begrenzte Anzahl an Infektions- und Alarmsignalen, zB von Bakterien, Keimen und Viren. Einmal aktiviert, gehen sie nach der Haudrauf Methode vor und alles in ihrer Umgebung kann etwas von der Abwehrreaktion abbekommen.
Die angeborene Abwehr besteht aus verschiedenen Immunzellen, den Phagozyten, die im Knochenmark heranreifen und entweder schon fertig ins Blut abgegeben werden oder im Einsatzgebiet ihre vollständige Funktion entwickeln.
Wenn Krankheitserreger die 1. Schutzschicht überwinden und ins Körperinnere gelangen sind es diese Zellen, die als Erstes reagieren. Sie patrouillieren an allen Barrieren zur Außenwelt, kommunizieren mit dem gesamten Körper und rufen Verstärkung, wenn sie Eindringlinge finden. 
Einige von ihnen können als Angriff entweder giftige Substanzen freisetzen oder selbst Pathogene fressen (=phagozytieren). Teile der gefressenen Erreger werden von den Phagozyten in die Lymphknoten transportiert, um dort die Immunzellen der erworbenen Abwehr (=Lymphozyten) auf Gefahren aufmerksam zu machen und zu aktivieren. Bei einer Abwehrreaktion deines Körpers spürst du das zB durch geschwollene Lymphknoten.
Auch wenn du eine Verletzung hast, zB eine Schnittwunde, ist das Immunsystem an erster Stelle, um das Eindringen von Erregern durch die offene Barriere zu verhindern. Außerdem entfernen die Immunzellen abgestorbene Zellen und sind am Aufbau von neuem Gewebe und Blutgefäßen beteiligt. 
Für die Kommunikation mit dem restlichen Körper schütten die Immunzellen bei Feindkontakt Entzündungsbotenstoffe aus, was mehr Immunzellen anlockt und eine mehr oder weniger starke Entzündung nach sich zieht. Diese Entzündungsreaktion ist außerordentlich wichtig, für das korrekte Ablaufen der Immunantwort und auch, damit die Aktivität der Immunzellen wieder beendet werden kann. 
Zu Beginn einer Entzündung steigen Schmerz und entzündungsfördernde Substanzen stark an, solange bis ein bestimmter Checkpoint erreicht wird (siehe Bild unten). Erst dann schaltet der Körper von entzündungsfördernd, auf entzündungshemmend um und schüttet nun vermehrt schützende Substanzen aus, die die Immunreaktionen hemmen. Für diesen Vorgang sind u.a. die Omega 3 Fettsäuren EPA und DHA enorm wichtig (die du nur in Fisch und Algen findest). So kann die Entzündungsreaktion wieder abklingen und der Körper wird vor zu großem Flurschaden geschützt. 
Werden zu Beginn einer Erkältung oder Grippe entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen, Aspirin oder Paracetamol (in Grippostad C) eingesetzt, dann wird die notwendige Entzündungsreaktion des Immunsystems unterdrückt UND zusätzlich schädigen sie die Epithelzellen der Darmwand, führen also zu einer Öffnung der Darmbarriere und verursachen dadurch eine weitere Entzündungsreaktion. 
Zwar fühlst du dich dann erstmal Arbeitstauglicher als ohne Medikament, allerdings unterdrückst du die effektive Immunantwort deines Körpers auf den ursprünglichen Erreger. Der Infekt dauert damit noch länger und dein Körper wird in seiner natürlichen Arbeit behindert. Dadurch entsteht die Gefahr einer chronischen, niedriggradigen Entzündung
 
Ebenfalls ein Problem sind Trigger, die zwar das Immunsystem aktivieren, aber nicht genug, um eine richtige Entzündung auszulösen. Hierdurch entsteht ebenfalls eine unterschwellige chronische Entzündung, die über Monate oder Jahre andauern kann. Mit schwerwiegenden Folgen. Hierauf werde ich aber in einem separaten Artikel eingehen.
Optimaler Ablauf einer Entzündung. Aus "Das Wirk Koch Buch", eigene Darstellung
Optimaler Ablauf einer Entzündung. Aus "Das Wirk Koch Buch", eigene Darstellung

3. abwehr - das erworbene immunsystem

 

Was aber, wenn es den angeborenen Komponenten nicht gelingt die Erreger abzutöten? 

 

Die erworbenen Immunkomponenten sind langsamer und kommen erst nach 4 - 7 Tagen zum Einsatz, wenn immer noch Pathogene im Körper zu finden sind. Die Gene werden erst mit der Reifung ganz individuell zusammengesetzt, sodass eine enorme Vielfalt an Varianten entsteht. Die Immunzellen können sich dadurch an ihre Aufgabe anpassen.

 

Dadurch sind sie sehr treffsicher und spezifisch. Außerdem kann es sich Antigene der Erreger merken und sie dadurch beim nächsten Kontakt wiedererkennen und schneller bekämpfen. 

  

Das erworbene Immunsystem muss zuerst durch Zellen des angeborenen Immunsystems aktiviert werden, woraufhin die Zellen sich tausendfach teilen. Innerhalb einiger Stunden, steht so eine Armee bereit, die sehr gezielt und effektiv reagieren kann.  

 

 

Immunkomponenten stärken oder hemmen?

 

Was solltest du denn jetzt also tun, um möglichst effektiv Krankheitserreger abzuwehren? Es heißt ja immer, das Immunsystem mit XYZ stärken.

 

Erinner dich nochmal an all die Faktoren zurück, die eine Immunreaktion auslösen. 

Es sind die modernen Herausforderungen, mit denen wir unseren Körper erst seit wirklich kurzer Zeit überfordern.

 

 

Denkst du dein Immunsystem muss zusätzlich gestärkt werden? Es ist bei einem großen Teil der westlichen Bevölkerung dauerhaft aktiv. Was das für Gesundheit und Krankheit bedeuten kann, sieht man leider täglich. Zivilisationserkrankungen nehmen ständig zu. 

 

Willst du dein Immunsystem unterstützen, dann solltest du einfach erstmal alles reduzieren, was es zusätzlich reizt, anstatt alles beim Alten zu belassen und einfach ein Erkältungsmittel oder ein Multivitamin aus der Drogerie zu nehmen.

 

Denn so können sich die Immunkomponenten beruhigen und effektiv auf Pathogene reagieren.  

 

Sei dir darüber bewusst, dass dein tägliches Verhalten deine Gesundheit beeinflusst. Du spürst es vielleicht noch nicht heute als Krankheit, aber die treten auch nie von heute auf morgen auf. Zivilisationskrankheiten entstehen über Jahre.   Heute nimmst du vielleicht an, dass es normal sei täglich schlapp und müde ohne viel Energie durch den Tag zu gehen, Schmerzen zu haben und Medikamente zu nehmen. Aber dass ist es nicht.

Dein Körper schickt dir damit Signale, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist und er es nicht schafft dies wieder herzustellen. Für dein Gehirn ist das wie eine endlose Suche nach einer Lösung.

 

Dein Verhalten heute, garantiert dir deine Gesundheit von morgen. 

 


 

 

 

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Dich erwarten: 

 

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Quellen

 

Andrea Kamphuis (2018). Das Autoimmunbuch. 

Leo Pruimboom, Daniel Reheis, Martin Rinderer (2017). Das Wirk Koch Buch. 

Leo Pruimboom (2017). The multiple faces of the human immune system. 


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